Sommer der Träume by Charlotte Baumann

Autor:Charlotte Baumann [Baumann, Charlotte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-04T00:00:00+00:00

Als sie am nächsten Morgen bei einem gemütlichen späten Frühstück in der großen, sonnendurchfluteten Küche saßen, läutete es.

»Also, ich weiß nicht«, sagte Laura nachdenklich. »Eigentlich bin ich hierhergekommen, um in absoluter Ruhe über meine und die Zukunft meines Babys nachdenken zu können. Könnte es sein, dass es bei dir ziemlich hektisch zugeht?«

»Jetzt übertreib mal nicht«, erwiderte Michaela und sprang auf. »Das ist bestimmt Stefano. Beinahe hätte ich vergessen, dass er heute kommen wollte.«

»Wer ist jetzt Stefano?«, fragte Laura. »Bei deinen vielen Männern kenne ich mich nicht mehr aus.«

»Ich habe es dir doch gestern erzählt. Stefano, der seine Schwester Marietta demnächst als mein Italienisch-Lehrer vertritt. Wenn du willst, kannst du mitlernen.«

»Mal sehen. Heute habe ich noch keine Lust. Und außerdem bin ich noch im Schlafanzug.« Laura reckte sich gähnend, während ihre Mutter die Tür öffnen ging. In der Diele ertönte eine Männerstimme. Ihre Mutter antwortete etwas, aber sie verstand nichts von dem, was gesagt wurde. Als alles wieder still war, stand sie auf. So langsam sollte sie sich wohl mal anziehen. Die beiden waren bestimmt in irgendeins der Wohnzimmer gegangen, so dass sie in ihrem alten gestreiften Pyjama ungesehen die Treppe hinaufhuschen konnte.

Sie öffnete die Küchentür – und stand vor einem großen, gut aussehenden, jungen Italiener, der interessiert die alten Stiche von Elba betrachtet hatte, die neben der Tür hingen. Jetzt allerdings wandte er seine Aufmerksamkeit ihr zu.

»Hi«, sagte er freundlich. »Du bist bestimmt Laura. Ich bin Stefano.«

»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Laura ungeduldig. Sie spürte förmlich, wie ihr vom Hals her die Röte ins Gesicht stieg. »Was hast du denn hier überhaupt zu suchen?«, fügte sie unhöflich hinzu.

»Ich gebe deiner Mutter Italienisch-Unterricht«, sagte der aufdringliche Mensch unschuldig. Sein Blick wanderte von ihrem Kopf abwärts über ihren Pyjama und blieb an dem langen Riss am Oberschenkel hängen. Oder bildete sie sich das vielleicht nur ein?

»Das weiß ich ebenfalls«, zischte Laura. »Wo ist denn meine Mutter? Ich dachte, ihr wärt schon beim Unterricht.«

»Ach so.« Jetzt blickte Stefano ihr wieder in die Augen. Jedes Kleinkind hätte ihn um seine Wimpern beneidet – lang, dicht und schwarz. Laura registrierte es mit Erbitterung. Und er hatte tatsächlich blaue Augen! Wer hatte denn schon mal einen Italiener mit blauen Augen gesehen! Das war ja nicht zu fassen! »Sie ist rasch noch mal nach oben gegangen, weil sie ihre Bücher holen wollte. Da kommt sie ja schon.« Er blickte zur Treppe.

»Ach, ihr habt euch schon miteinander bekannt gemacht. Und, willst du ganz sicher heute nicht mitmachen, Laura?« Erwartungsvoll blickte sie ihre Tochter an. Mütter konnten manchmal ganz schön unsensibel sein.

»Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte Laura so würdevoll, wie es ihr in ihrem Aufzug möglich war. Und damit lief sie eilig die Treppe hinauf. Da sie sich nicht mehr umschaute, sah sie auch nicht, dass Stefano ihr hinterher blickte, bis Michaela ihn am Ärmel zupfte und ihn aufforderte, mit ihr in den grauen Salon zu kommen.

»Ja, Signora, gerne«, erwiderte er und folgte ihr. »Am besten machen wir den Unterricht genauso weiter, wie Marietta ihn angefangen hat. Ich finde, Sie haben bei ihr schon erstaunlich viel gelernt.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.